Auf der Pan(n)americana

Zu Hause ist es ja im Allgemeinen so: Man wacht morgens auf und weiss dann eigentlich schon recht genau, wie der Tag, der vor einem liegt verlaufen wird. Arbeitsbeginn um 9 Uhr, Team-Meeting um 10 Uhr, Mittagspause um 12.30 Uhr, um 14 Uhr Besprechung mit Kollegen X, Arbeitsende um 18 Uhr. Dazwischen Projekt X und Aufgabe Y. Danach noch fix einkaufen, Abendessen, und so weiter und so fort. Beim Reisen ist das alles anders, da weiss man im Allgemeinen morgens noch nicht, wie der Tag verlaufen wird, was passieren wird, wo man abends schlafen wird. Und dies ist immer wieder aufs neue spannend und interessant – manchmal etwas anstrengend, aber immer wieder aufregend. Tja, und manchmal aendern sich Plaene wirklich von einer auf die andere Minute. So auch gestern. Bei Kilometer 332 vor Santiago de Chile verabschiedete sich die Kupplung von Dennys Motorrad – nix ging mehr. Schoene Bescherung! Plan A: Mit Deutschland telefonieren. Das funktionierte mit unserem Notfall-Prepaid-Handy auch problemlos.  Leider konnte uns weder der BMW-Pannenservice noch der ADAC in irgendeiner Form weiterhelfen. Insofern mussten wir dann zu Plan B uebergehen: An einer chilenischen Notrufsaeule den chilenischen Pannenservice rufen. Ja, Chile ist tatsaechlich so europaeisch, dass es hier an der Autobahn so etwas gibt: Alle 3 Kilometer gibt es ein Notruftelefon. (Allerdings auch erst die letzten 500 km vor Santiago.) Und prompt stand auch nach einer guten Stunde des Wartens ein Abschlepper bei uns an der Notrufsaeule. Das Motorrad wurde dann verladen und irgendwie notduerftig verzurrt und dann ging es zur 40 km entfernten Zentrale der Pannenhilfe. Dort wurde das Motorrad erst einmal wieder abgeladen und wir standen mit Sack und Pack in der Pampa… Aber die Leute vom Pannendienst waren wirklich nett und versuchten uns nach besten Kraeften zu helfen. So wurde fuer uns ein Transport ueber einen anderen Abschleppdienst nach Santiago organisiert, Dennys Motorrad zwei weitere Male hin- und herverladen und dann ging es weiter in Richtung Santiago. Denn auch da kann man wohl vom Glueck in Unglueck sprechen: In Santiago de Chile gibt es eine von zwei BMW-Motorradwerkstaetten in Suedamerika (die andere ist nur wenige Kilometer weiter in Mendoza in Argentinien) und insofern war fachkundige Hilfe nicht weit… Waere eine solche Panne ein paar Tage vorher, inmitten des bolivianischen Niemandslandes passiert, waere unser Problem wohl weitaus groesser gewesen. Gluecklicherweise konnten wir gegen 21.30 Uhr abends dann noch das Motorrad bei BMW in Santiago abladen (den suedamerikanischen Arbeitszeiten sei Dank!) und dann mit einem Taxi in Richtung Hostel in die City fahren (mein Motorrad haben wir dann auch gleich fuer die Service-Inspektion bei BMW stehen lassen).

Heute morgen fuehrte uns dann unser erster Weg wieder zu BMW um zu klaeren, was man dort fuer uns tun kann. Leider hatte der Mechaniker keine guten Nachrichten fuer uns: Die Kupplung ist leider hinueber (d.h. nicht reparabel) und insofern muss eine neue her. Problem 1: Es liegt leider nicht mal eben eine Kupplung fuer eine 1200er GS hier in Chile rum, d.h. sie muss aus Deutschland bestellt werden. Problem 2: Bis die Kupplung hier in Chile und diese dann eingebaut ist, dauert es mindestens (!) 10 Tage. Problem 3: Der Kostenvoranschlag fuer das Problem „Kupplung“ belief sich auf 2.800 Dollar. Schoene Sch….!!! 🙁

Also werden wir nun etwas laenger als geplant in Santiago bleiben (muessen). Aber damit bleibt uns nun Zeit, endlich mal ein paar Dinge zu erledigen, die wir schon laenger mal erledigen wollten. (Unter anderem werden wir mal alle unsere Fotos aufarbeiten und hier auf unsere Seite stellen.) Und wir haben genug Zeit um uns Santiago anzusehen. Die Stadt war gestern mal wieder ein echter Kulturschock fuer uns… Haben wir schon den Norden Chiles als recht europaeisch empfunden, so schlaegt Santiago dies alles noch um Laengen. Als wir hier gestern nacht mit dem Taxi durchgefahren sind, dachten wir, dass wir auch genauso gut durch Muenchen, Hamburg oder Koeln haetten fahren koennen, so sehr fuehlten wir uns an die Heimat erinnert. Absolut unglaublich! Auch heute, bei Tageslicht, hatte Santiago nichts von der haesslichen Stadt, von der wir hier und da schon gelesen oder gehoert hatten. Im Gegenteil: Wir sind bislang recht begeistert.

Praktisch ist natuerlich auch, dass wir noch ein zweites Motorrad zur Verfuegung haben, welches wir fuer Ausfluege in die Umgebung Santiagos nutzen koennen (heute auch schon wieder durchgecheckt und aufgehuebscht – professionelle Motorradwaeschen sind schon was tolles 😉 – von BMW zurueckbekommen). Morgen geht es nach Valparaiso, DER Hafenstadt Chiles. Dorthin werden wir auch nicht alleine fahren, denn als wir heute mit meinem Motorrad zurueck zum Hostel gefahren sind, hielt unterwegs neben uns ein chilenisches Motorrad der gleichen Marke. Im Stau stehend haben wir uns dann mit dem Fahrer von Motorrad zu Motorrad unterhalten und das Angebot, morgen zusammen nach Valparaiso bzw. nach Vina del Mar zu fahren haben wir dann gern angenommen. Wird sicher ein schoener Tag!

An dieser Stelle uebrigens noch der Hinweis fuer alle sonnenhungrigen, waermeliebenden Winter-Veraechter unter euch: Hier in Santiago ist es derzeit weit ueber 30 Grad warm, die Sonne scheint den lieben langen Tag und es ist ziemlich heiss… Sollte uns jemand spontan besuchen kommen wollen, so koennen wir euch gern unsere Anschrift mitteilen, wo wir in den naechsten 10 Tage garantiert noch zu erreichen sind. 😉 Auch fuer all diejenigen, die gerade Weihnachtsplaetzchen backen und diese per Express- und Eilservice noch nach Santiago verschicken wollen, waere die Adresse evtl. interessant. 😉 Ach ja, und falls noch jemand sachdienliche Hinweise und Vorschlaege zur Behebung des Kupplung-Problems hat: Auch die sind willkommen… 🙂

6 Kommentare zu “Auf der Pan(n)americana

  1. Hörnchen

    Moin,

    owei, das ist heftig mit der Kupplung. Die 10 Tage Aufenthalt sind da ja noch das geringste Übel 🙁
    Aber Sylvia, dann hast du ja nun mal ein paar Tage Zeit in Ruhe zu überlegen, ob du mich nächstes Jahr am 22.12. besuchen möchtest und dir mal wieder gescheite Musik anhören willst (oder bist du jetzt zu DJ Bobo übergelaufen *g*). Die Termine sind bestätigt, Karten gibts auch schon zu kaufen.

    Ich drück euch die Daumen, daß das mit der Kupplung reibungslos klappt und ihr eure Reise auch wirklich in 10 Tagen fortsetzten könnt.
    Liebe Grüße aus dem sonnigen 3 Grad warmen Bremen
    Claudia

  2. Sparvöga

    Huhu!

    Also das ist ja eine echt ärgerliche Geschichte! Und vor allem teuer…! Das ist wohl am allerärgerlichsten daran! Naja, wenigstens habt Ihr so wieder etwas zu erzählen 😉 ! Immer positiv denken *g*! Ich hoffe jedenfalls, dass die Kupplung bald ersetzt ist, damit Ihr nicht noch eine Ewigkeit in Santiago festhängt!

    Freue mich übrigens schon auf die Bilder! Da warte ich nämlich schon ganz lange drauf 😉 !

    Und lass mal bei Gelegenheit wieder von dir hören! Dann kannst du mir ja auch mal mitteilen, wie sich dein Jahresende 2008 so gestalten soll ;-)! Bei mir sieht’s etwas schwierig aus. Nur Bremen wäre machbar. Dafür habe ich vorgestern ein Ticket für eine andere gewisse Band geordert, die in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres wieder ein paar Konzerte spielen wird. Unter anderem eins in Dortmund…. ;-)! Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen 🙂 !

    Liebe Grüße aus dem grauen 8 Grad warmen M.

    A.

  3. Kerstin

    Hi Sylvie,

    die 30 Grad so ausdruecklich zu erwaehnen finde ich jetzt etwas gemein von dir… 😉

    Aber ihr habt ja auch zu leiden – besonders finanziell – wegen der Kupplung. Das ist schon heftig!!

    Hier ist es zwar kalt, aber auch mal ganz lustig: Das Monatsende naht und im Buero gibt es 3 Kuendigungen und eine Verkuendung, dass ein Baby unterwegs ist. :o)

    Es gibt fast immer fuer Notlagen eine Loesung, ob nun Kupplung oder Job. Ihr lernt die Stadt ganz genau kennen und ich habe morgen ein erstes Gespraech. 🙂

    Alles alles Liebe und weiterhin gute Reise,
    Kerstin

  4. Marc+Dana

    Hi Denny,
    Das mit der Kupplung ist mehr als ärgerlich,
    hoffe Du kannst den Preis noch drücken!??
    Lass den Kopf nicht hängen….
    Möchte an dieser Stelle deiner Begleitung (Sylvie) grosses Lob aussprechen! Das Reisetagebuch liest sich SUPER!!

    Wir fahren am Donnerstag nach Reichenbach, Wolle wird 60! Grosse Party in deinem Dorf!!
    Alles Gute Euch. Marc+Dana

  5. K+G

    Hallo Ihr Zwei,

    auch wir drücken ganz fest die Daumen, dass die Reparatur so schnell und so preiswert!!! wie möglich erledigt wird.
    Ein riesengrosses Kompliment an Eure Fahrkünste! Haben gerade Eure tollen Foto´s bewundert.
    Alles Liebe wünschen Euch K+G

  6. Ines

    Hallo ihr zwei,
    schön mal wieder einen von euren interessanten Reiseberichten zu lesen. Die Bilder sind auch wieder super. Sehr bedauerlich mit eurer Panne. Aber wir drücken die Daumen, das die Kupplung bald eingebaut ist und ihr am Preis noch etwas drehen könnt. Ansonsten könntet ihr versuchen noch Lotto zu spielen. Das geht auch übers Internet und diesen Mittwoch ist der Jackpot bei 30 Millionen Euro. Dann könntet ihr die Rechnung ja aus der Portokasse bezahlen. 🙂 Mit den Plätzchen wird es leider nichts. Aber wir denken an euch, wenn wir sie essen. Bei den sommerlichen Temperaturen würden die sicherlich auch nicht schmecken. Dafür braucht man schon Temperaturen um 0 Grad und Dauerregen. Wir wünschen euch noch eine weiterhin so tolle und jetzt hoffentlich pannenfreie Weiterfahrt. Und wir freuen uns auf weitere Reiseberichte und Fotos.
    Die Ostfriesen

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